Geschichte Indonesiens
Obwohl die Geschichte der menschlichen Besiedlung Indonesiens schon mindestens 6.000 Jahre weit zurückreicht, gibt es leider aus der Frühphase (bis etwa 200 v.Chr.) nur wenige belegbare Fakten. Die Herkunft der Indonesier vom malaiischen Festland und die Verwandtschaft mit den anderen Bewohnern Südostasiens ist bewiesen, ebenso der Einfluss der vietnamesischen Dong-Dynastie auf grundlegende Fertigkeiten wie Reisanbau, Bronzeguss, Weberei und Töpferei.
Wie aber die erste der großen Weltreligionen, der Hinduismus, auf die großen Inseln Java, Sumatra und Sulawesi gelangte, ist immer noch unklar. Die gängigste Theorie besagt, dass südindische Brahmanen als Lehrer und Gelehrte an die sich langsam bildenden und ewig rivalisierenden Königshöfe auf Java und Sumatra berufen wurden und ihre Religion unter der stark animistisch geprägten Bevölkerung verbreiteten. Mit dem zunehmenden Seehandel rund um den Archipel fasst um etwa 450 auch der Buddhismus Fuß auf Sumatra und lässt dort das ab dem 8. Jahrhundert weit über die Insel hinaus einflussreiche Srivijaya-Königreich in Form einer Konföderation vieler Stadtstaaten entstehen. Auf Java florieren parallel die landwirtschaftlich geprägten Königreiche der Sailendra-Dynastie (buddhistisch) und das hinduistische Medang-Königreich rund um Yogyakarta. Beide javanischen Königreiche hinterließen dabei im 9. Jahrhundert jeweils wunderschöne Monumente ihrer Religionen weniger als 60 Kilometer voneinander entfernt – Borobodur und Prambanan.
Unter dem ständigen Druck Srivijayas zerfielen diese Reiche im 11. Jahrhundert. Aus ihnen entstand im späten 13. Jahrhundert das Singhasari-Majapahit-Reich auf Java, das sogar einer mongolisch-chinesischen Strafexpedition von Kublai Khan trotzte und schließlich Ende des 14. Jahrhunderts die Srivijaya-Konföderation besiegte. Deren Prinz flüchtete nach Malaysia und begründete dort das Sultanat von Malakka.
Am Ende dieses „Goldenen Zeitalters“ von Indonesien (um etwa 1500) hielt der Islam auf Sumatra und später auch Java Einzug. Die dadurch verdrängten hinduistischen Feudalherren flüchteten schließlich nach Bali und führten dort ihre Traditionen weiter. Unter anderem durch die Ausbreitung der Sultanate von Mataram und Bantan hielt der Islam schließlich auf fast allen Inseln des heutigen Indonesiens als Staatsreligion Einzug.
1511 wurde das Sultanat Malakka vom technologisch stark überlegenen Portugal besiegt und wurde damit Ausgangspunkt für den portugiesischen Einfluss auf die Inseln. Mit der Ankunft der christlichen Missionare findet nun auch das Christentum, besonders auf den östlichen Inseln Neu-Guinea, Timor und Flores, starke Verbreitung. Dass auch das nicht immer friedlich ablief, beweisen schaurige Aufzeichnungen von der gelegentlichen „Zubereitung“ der Missionare durch Kopfjäger…
Holländische Kolonialzeit
Mit der Ankunft einer kleinen Expedition 1596 beginnt die holländische Kolonialzeit in Indonesien, die erst 1949 enden sollte. Um die Sunda- und Malakka-Seestraßen und den darüber laufenden Handel beherrschen zu können, wird die Ostindienkompanie gegründet. Sie baut Befestigungen, Schiffe und Plantagen im Auftrag ihrer Anteilseigner. Mit der Kontrolle der Gewürzinseln und der Gründung der Stadt Batavia auf den noch nicht ganz ausgekühlten Ascheresten der zuvor zerstörten Stadt Jayakarta steigt Holland zum globalen Gewürzmonopolisten auf. Dabei verzichtet die Ostindienkompanie zuerst auf Landeroberungen und verlegt sich allein auf die Beherrschung ihres Handelsmonopols. Erst als das wacklige Diplomatie-Konstrukt Mitte des 18. Jahrhunderts durch javanische Erbfolgekriege zu scheitern droht, greift sie ein und vereinigt u.a. Java und die Bandas zu ihrer Kolonie.
Durch den Wegfall des Gewürzmonopols ab 1781 verlegt sich die Ostindienkompanie (und nach deren Pleite 1799 der holländische Staat selbst) auf die brutale Ausbeutung Javas. Kaffee, Tee, Gewürze werden auf großen Plantagen von „60-Tage-Zwangsarbeitern“ angebaut und dann an die Holländer abgeliefert. Unzählige Rebellionen sind die Folge. Erst mit der Liberalisierung dieser Politik ab 1870 und einer „Ethisierung“ ab 1901 wird Java als Keimzelle des heutigen Indonesiens in eine moderne Gesellschaft entwickelt. Weil diese Entwicklung aber sehr unzureichend verläuft, entstehen noch vor dem 1. Weltkrieg die ersten nationalistisch-indonesischen Parteien. Ihre Identifikationsfigur wird ab etwa 1930 Sukarno (viele Javaner haben nur einen Namen). Der Kampf gegen die holländische Besatzung wird zwar hauptsächlich mit Worten, aber immer wieder auch mit Waffengewalt geführt.
Im März 1942 kapituliert die kleine holländische Schutztruppe nach dem Verlust Batavias vor den ganz Südostasien unterwerfenden Japanern. Nach dem Ende der brutalen japanischen Besatzung rufen die beiden indonesischen Staatsmänner Sukarno und Mohammed Hatta die Unabhängigkeit Javas und Sumatras aus – was die kurze Zeit später wieder anrückenden Holländer mit einem blutigen Krieg auf Java beantworten. Auf Druck der Vereinten Nationen wird dieser Bürgerkrieg 1949 beendet, es folgt die Erklärung der Unabhängigkeit der Republik Indonesien.
Die Republik Indonesien
Sukarno regiert die junge Republik anschließend zunehmend autokratisch, seine spätere Willkürherrschaft endet nach einem Krieg mit Malaysia, dem Mord an Tausenden Kommunisten und dem Völkermord an der chinesischen Minderheit mit einem Putsch General Suhartos. Es folgen weitere düstere Jahre, die durch Korruption und regionale Rebellenaktivitäten, gekennzeichnet sind und in dem Völkermord nach der Besetzung Osttimors 1975 ihren traurigen Höhepunkt finden.
Die große Wirtschafts- und Finanzkrise 1997 gipfeln schließlich 1998 in blutigen Unruhen in Jakarta, in deren Folge Suharto abgesetzt und 1999 erstmals ein neuer Staatspräsident frei gewählt wird. Im selben Jahr wird die Besetzung Osttimors aufgegeben und das nach Unabhängigkeit strebende Aceh auf Sumatra mit Waffengewalt „befriedet“. Indonesien rückt seitdem immer wieder ins Visier islamistischer Selbstmordattentäter – 2002 und 2005 trifft es Bali, 2003 und 2009 die Hauptstadt Jakarta.